In einem extremen Anstieg hat die Notfall-Beratung beim Wuppertaler Erwerbslosenverein Tacheles um mehr als 60 Prozent zugenommen. Der Verein drohe durch die Belastung bereits, finanziell in Schieflage zu geraten. Darüber informierte Tacheles Mittwochabend (12. August 2020). Grund für die kaum beherrschbare Welle an Anfragen seien einerseits die Folgen der Coronavirus-Krise für die Menschen in der Region, andererseits die eingeschränkte Arbeit anderer Beratungs-Anbieter. Derzeit meldeten sich 300 neue Ratsuchende pro Monat, sagte Vorstand Harald Thomé und erläuterte: "Diese Menge an Anfragen kommt mit dadurch zustande, dass fast die gesamte Beratungsinfrastruktur in Wuppertal für Klienten nicht erreichbar ist."
Tacheles mit Sitz an der Rudolfstraße am Loh bietet Sozialberatung an. Rückgrat sind umfangreich geschulte, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Aktuell läuft die Arbeit soweit möglich über Telefon, Internet und Fax, um die Ansteckungs-Gefahr zu verringern. Bei persönlichen Terminen gelten strenge Hygieneauflagen. Alle Abläufe haben die Freiwilligen innerhalb von Tagen geändert, als sich die Corona-Krise verschärfte.
Inzwischen sind sie am Rand ihrer Möglichkeiten, sagt Thomé. Selbst Stellen, die öffentliche Förderung erhalten, würden Ratsuchende an Tacheles verweisen. Der Verein wiederum erhalte derartige finanzielle Hilfe nicht. Er sei teils auf Einnahmen aus seinem Café angewiesen, das jedoch - wiederum zum Schutz aller Beteiligter - seit März geschlossen ist. Thomé appelliert: "Um es mal im Klartext zu sagen: Das Tacheles kann diese Beratungsanfragen in dem Umfang nicht alleine bewerkstelligen. Die Not der Menschen wird immer größer." Der Verein bittet verstärkt um Spenden und sucht gleichzeitig weitere Freiwillige. Das Beratungs-Team setze auf engagierte Nicht-Fach-Personen ebenso wie auf ehemalige Verwaltungsangehörige, pensionierte Juristinnen und Juristen oder Fachkräfte aus der Sozialarbeit. Darüber hinaus sei der Kurs aber klar: Die übrigen, bestehenden Beratungsstrukturen müssten schnell wieder einen niederschwelligen Zugang ermöglichen - und die Ratsuchenden dann auch beraten.
13. August 2020
Symbolfoto: pixabay / webandi
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Meine Adresse ist im Loher Bahnhof, im selben Haus wie der Verein Tacheles (Rudolfstraße 125). Ich gehöre dem Verein nicht an und es besteht keine wirtschaftliche oder inhaltliche Verflechtung. Ich bin nicht gebeten worden, über dieses Thema zu berichten, werde das aber - unabhängig - weiter tun.
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