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Um es gleich vorauszuschicken: Wir gehören nicht zur Fraktion »früher war alles besser«. Vieles war halt anders — und manches war auch einfacher. Und für letzteren Fall haben wir ein aktuelles Beispiel.
Wenn vor 40 Jahren ein Fußballspiel auf dem Spielplan stand, das einen interessierte, konnte man das am Radio oder TV-Gerät verfolgen. Dafür genügte ein Empfangsgerät und eine ganz simple Antenne. Beim Radio tat es zur Not auch ein Stück Draht, ein Metallkleiderbügel oder eine Gabel.
Das ist heute ganz anders. Wenn Sie etwa am vergangenen Wochenende in der Bundesliga-Konferenz den Abstiegskampf live mitverfolgen wollten, wissen Sie vielleicht schon, wovon die Rede ist.
Die günstige Radioalternative gibt es immer noch: Rund 8,3 Millionen Hörer verfolgten am Samstagnachmittag in den ARD-Radioprogrammen die Konferenz. Das hat seinen Reiz, weil man nebenbei problemlos noch etwas anderes erledigen kann und weil die Hörfunkreportagen aus den Stadien die Realität oftmals viel spannender darstellen, als sie tatsächlich ist.
Wer aber nicht nur Ton, sondern lieber auch noch Bild haben möchte, muss heutzutage beim Bezahlfernsehen anklopfen, wenn er am Samstagnachmittag live dabei sein will — in der aktuellen Saison etwa bei Sky. Für Gelegenheitszuschauer hat Sky eine eigentlich recht schöne, bequeme Lösung entwickelt: das Sky Ticket. Dabei bucht man online beispielsweise ein Tagesticket fürs Sportprogramm und kann das gewünschte Programm — etwa die Bundesliga-Konferenz — dann wahlweise auf unterschiedlichen Endgeräten ansehen.
Soweit die Theorie. Und die Praxis? Die kann bei besonders attraktiven Spielen oder Spielwochenenden leider auch ganz anders aussehen.
Nehmen wir mal an, Sie haben sich einigermaßen spontan entschieden, doch keine Radtour, Renovierungsarbeiten oder die Steuererklärung in Angriff zu nehmen. Stattdessen kaufen Sie zehn Minuten vor Spielbeginn Ihr Sky Ticket, beginnen den Log-In mit Ihrem jeweiligen Setup und freuen sich auf tolle Bilder aus dem Stadion – und sehen: nichts. Schon klar, etliche andere waren genauso spät dran wie Sie: Server und Datenbanken sind überlastet. Das hätten Sie sich vielleicht vorher denken können. Es nervt aber trotzdem.
Das ist oft die Downside von Streaming-Angeboten: Solange die Rahmenbedingungen stimmen, funktionieren sie gut. Aber sobald einer der Parameter aus dem Raster fällt, kann es schwierig werden und die volle Härte der Digitaltechnik schlägt zu: statt Eins gibt es Null.
Vielleicht ist dann die Bandbreite zu gering, vielleicht ist die Nutzerdatenbank beim Anbieter überlastet, vielleicht gab es beim Betriebssystem Ihres Endgeräts ein Update-Problem, vielleicht ist Ihr Zugang noch nicht freigeschaltet. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Sicher ist nur: Sie sehen nichts — außer Fehlermeldungen, sich drehenden Rädchen oder pulsierenden Punkten auf irgendwelchen kleinen oder großen Bildschirmen.
Wie man damit umgeht, hängt natürlich stark vom Temperament ab. Ein befriedigendes, positives Kundenerlebnis sieht aber definitiv anders aus — und mancher weint dann eben der guten alten Zeit nach, weil er einfach nur das entscheidende Tor sehen wollte. Und zwar live. Vielleicht hat das lineare, klassische Fernsehen doch noch eine lange Zukunft ...
Sie werden sehen.
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller